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Wird der Schokolandennikolaus zum Osterhasen umgeschmolzen?

Bei so viel Schokoladennikoläusen (mein Deutsch- und Religionslehrer möge mir diesen Plural verzeihen – und weitere Fehler) wie sie in den Supermärkten stehen bleibt doch bestimmt eine Menge übrig.

Da liegt die Vermutung nahe dass diese Schokoladenfiguren wieder eingeschmolzen werden und man diese als Schokoladenosterhase wieder im Regal stehen sieht. Das gleiche gilt für den umgekehrten Weg, Osterhase wird zur Schokoladen-Jahresendfigur.

Dieses Gerücht hält sich hartnäckig und taucht immer wieder auf.

In Deutschland werden ca. 150 Millionen Schokoladen-Weihnachtsmänner produziert, knapp 100 Millionen verbleiben im Land, der Rest (ca. 35%) wird exportiert. Gezählt werden Schokoladenweihnachtsmänner zu 100 g, das ist der Mittelwert zwischen kleineren 70g Figuren und den größeren um die 120g bis 150g.

Hinzu kommt eine Unzahl an Schokoladekleinwaren in Form von Kugeln, Tannenzapfen und Wichteln. Eine riesige Menge die in den Markt gepumpt wird. Was nicht verkauft wird müsste sich doch einschmelzen lassen, oder?

Ist einschmelzen erlaubt? Ja

Ja, einschmelzen ist erlaubt. Früher gab es ein Verbot der Wiederverwendung von Lebensmitteln. Dieses Verbot ist inzwischen aufgehoben. Die Hygienerichtlinien sind so streng dass eine Rücknahme und einschmelzen gar nicht möglich wäre.

Dennoch wird eingeschmolzen und zwar von den kleinen Konditoreien. Das geht weil die Schokolade meist eine höhere Qualität hat die sich mehrfach verarbeiten lässt. Zudem verlassen die Schokoladen-Weihnachtsmänner, die sich nicht verkaufen, nicht den Laden. Der Hygienekreislauf ist somit gesichert, die Figur bleibt in der Obhut des Ladens.

Wird denn von den großen Herstellern eingeschmolzen? Nein

Es gibt eine ganze Reihe an Gründen die gegen das einschmelzen sprechen.

Hygiene

Ganz vorne stehen die oben erwähnten Hygienevorschriften. Hat eine Jahresendfigur einmal das Werk verlassen kann niemand mehr kontrollieren was damit passiert. Es kann keine Garantie dafür gegeben werden ob das Produkt noch einwandfrei ist oder kontaminiert wurde.

Zudem ist bei Rücklieferung nicht sichergestellt ob nicht auch  abgelaufene Ware vom Jahr zuvor untergeschummelt wurde. Jedes Teil müsste in die Hand genommen werden.

Geschmack

Schokolade lässt sich nur unter bestimmten Umständen einschmelzen und wieder verwenden ohne dass der Geschmack leidet. Je mehr Fett in der Schokolade enthalten ist desto mehr leidet der Geschmack und desto unmöglicher ist das einschmelzen.

Der übliche und beliebteste Schokoladennikolaus besteht aus Vollmilch mit relativ viel Fett. Der Geschmack leidet beim einschmelzen sehr schnell und es würde ein Produkt entstehen das der Verbraucher ablehnt. Vollmilchschokolade enthält neben der Kakaobutter auch noch das Fett aus dem Milchpulver.

Viel besser geht das einschmelzen mit dunkler Schokolade, sogenannter Bitterschokolade. Deren einziger Fettgehalt ist der Kakaobutter. Dunklere und höherwertige Schokolade wird in Schokoladenfiguren der Konditoreien verwendet.

Je weniger Fett in einer Schokolade desto öfter kann man diese einschmelzen. Vielleicht nicht uninteressant zu wissen wenn man zum Jahreswechsel (Jahresendfeier) sich ein Schokoladenfondue gönnt.

Kosten

Ein Schokoladen-Weihnachtsmann kostet nicht viel in der Herstellung. Das teuerste dürften die Personalkosten sein.

Nicht abverkaufte Ware müsste von Einzelhandel nach Hersteller zusammen gestellt werden. Die Schokoladenweihnachtsmänner müssten zum Hersteller transportiert werden.

Dort müssten die Figuren nach Schokolade sortiert werden, Auffälligkeiten müssten aussortiert werden, Qualitätskontrollen fallen an, die Figuren müssten ausgepackt und eingeschmolzen werden. Die Umverpackung müsste entsorgt werden. Viel müsste, viel Handarbeit, viele Unwägbarkeiten.

Vieles dieser Schritte wäre Handarbeit und würde die daraus gewonnene Schokolade übermäßig verteuern. Die Hersteller sprechen von einem vierfachen Preis.

Zudem würden verschiedene Produktionen vermischt werden da zu der eingeschmolzenen Schokolade weitere Schokolade hinzu kommt. Rückrufe und Produktionsfehler lassen sich so kaum mehr nachvollziehen.

Immer mehr Figuren haben eine Füllung oder eine weitere Schicht wie eine weiße Schokolade. Die  Schokolade liese sich in so einem Fall gar nicht sortenrein trennen.

Was wird mit den Schokoladenfiguren gemacht?

Eines geht sicher nicht, aufheben und nächstes Jahr verkaufen. Das mag vielleicht ein kleiner Kiosk mal versuchen, aber der Verbraucher würde das schnell merken. Zudem ist auf den Jahresendfiguren ein Haltbarkeitsdatum abgedruckt. Das endet meist im März nach Weihnachten.

Die Schokoladenfiguren werden günstig verkauft oder an Kindergärten und Tafeln gespendet.

Wer zu Silvester vorhat ein Schokoladenfondue anzubieten der kann sich zwischen Weihnachten und Neujahr günstig mit weihnachtlichen Jahresendfiguren eindecken.

Zusammenfassung

  • einschmelzen wäre erlaubt
  • einschmelzen verursacht riesige Kosten
  • gegen das einschmelzen sprechen: Hygiene, Kosten, Geschmack
  • Die Kalkulation über den Bedarf ist ziemlich genau. Das können die Einzelhändler sehr gut.

Hier schlummert die nächste Verschwörungstheorie. Also ran an den Aluhut aus Jahresendfigurenstaniol. Wer eigentlich hat den Schokoladenbrunnen* erfunden? Das sind doch die Hersteller der Schokoladenfiguren damit diese sich noch gut verkaufen. Es kann nicht anders sein.

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